Wie oft erreichen Sie in der Kommunikation das, was Sie erreichen wollen? Wie oft reagieren Partner, Freunde, Kollegen, Nachbarn, Fremde genau so, wie Sie sich das wünschen – und zwar bei Dingen, die Ihnen wichtig sind: die störende laute Musik nach 22 Uhr, das Missachten der roten Fußgängerampel, die Geschwindigkeitsübertretung bei der gemeinsamen Autofahrt, die mangelnde Unterstützung bei einer Teamarbeit? Immer, oft, meistens, gelegentlich, selten, nie? Viele Antworten im Alltag sammeln sich eher auf der zweiten Hälfte der Skala. Zu mannigfaltig sind die Kommunikationsfallen, in die wir täglich tappen – zum Beispiel die Senderfokussierung, dazu Verklausulierungen, Vorwürfe, Drohungen, Bevormundungen etc. pp. Marshall B. Rosenberg schlägt die Giraffensprache im Rahmen der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) als Lösungsmodell vor.
Wolf und Giraffe sind Rosenbergs Symbole für eine dominierende und gewalttätige bzw. für eine einfühlsame, eben gewaltfreie Kommunikation. „Stell Dir vor, du bist sauer auf deinen Partner – und du kannst es so ausdrücken, dass er es versteht, ohne sich angegriffen zu fühlen. Oder deine Partnerin macht dir einen Vorwurf – und du verstehst, was sie braucht, anstatt gekränkt zu sein.“ Mit diesem Ziel macht Serena Rust in ihrem anschaulich und praxisnah in das Thema einführenden Buch „Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt“ die Methode schmackhaft.
Sie basiert auf vier Schritten, die die Kommunikation weg vom Wölfischen des Dominierens, Bewertens und Interpretierens hin zur Sprache der Giraffe führt, die sagt, was sie wahrnimmt, was sie fühlt, was sie braucht.
So funktioniert die Giraffensprache
1. Schritt: Bewertungsfreie Beobachtung. Ich steige mit einer genauen Beschreibung meiner Wahrnehmung in die Kommunikation ein. Dabei lasse ich meine Interpretation, Deutung und Meinung dazu außen vor. Zum Beispiel nehme ich wahr, dass der Kollege, mit dem ich gemeinsam an einem eiligen Projekt arbeite, in dieser Woche drei Mal um 9 Uhr zur Arbeit gekommen und um 17 Uhr gegangen ist, während ich an allen Tagen zwischen 8 und 18 Uhr im Büro gewesen bin. Ich äußere es exakt so.
Die Kommunikation beginnt also mit „(Wenn) ich sehe, höre etc.pp. …“.
2. Schritt: Interpretationsfreies Fühlen. Ich äußere, welches Gefühl genau diese Beobachtung bei mir auslöst. Auch dabei lasse ich Bewertung, Deutung und Meinung außen vor. Ich beschreibe mein Gefühl.
Die Kommunikation geht also weiter mit: „… ich fühle mich (frustriert, erschrocken, unsicher)…“
3. Schritt: Urteilsfreies Bedürfnis. Ich äußere, welches meiner Bedürfnisse das genannte Gefühl auslöst. Ich lasse jegliche Be- und Verurteilung des anderen für sein Verhalten außen vor. Ich nenne exakt das Bedürfnis.
Die Fortsetzung der Kommunikation lautet also: „… weil ich X (Gemeinschaft, Schutz, Wertschätzung) brauche, weil mir X (Mitgefühl, Respekt, Offenheit) wichtig ist etc. pp. …“.
4. Schritt: Drohungsfreie Bitte. Ich äußere, um welches Verhalten ich die andere Person bitte. Ich lasse Forderungen und Sanktionsandrohungen bei Nichterfüllung außen vor. Ich bitte konkret um ein Verhalten.
Idealtypisch käme diese Kommunikation also folgendermaßen zum Abschluss: „Bitte tue X …“ oder noch offener „Kannst Du Dir vorstellen, in der kommenden Woche…“.
Dem gewaltfreien Kommunikator steht ein einfühlender Zuhörer gegenüber, der darauf fokussiert, was den Sender bewegt und es diesem sagt – ebenfalls in den vier Rosenbergschen Schritten: Beobachtung – Gefühl, das diese wohl auslöst – Bedürfnis, das dem Gefühl zugrunde liegen mag – Konkrete Verhaltensänderung anbieten.
Die Giraffensprache im Rahmen der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist nur eine der vielen Methoden, verbales und nonverbales Interagieren konfliktärmer und zielgerichtet zu gestalten. In diesem Sinne effizientes Kommunizieren ist auch ein Kernelement des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), manifestiert beispielsweise in dem NLP-Glaubenssatz, der Kern jeden Coachings, egal welcher Schule, sein sollte: „Die Bedeutung Deiner Kommunikation ist die Reaktion, die Du bekommst.“ Darauf basieren Konflikt-Schlichtungsmodelle wie die „Schule des Wünschens“. Entsprechend dieser grundlegenden Bedeutung der unterschiedlichen Facetten von Kommunikation legen auch die Ausbilder unserer Coaching Akademie großen Wert auf deren Vermittlung in Theorie und vor allem in Praxis.
