Die Vergangenheit verändern, das kann nicht mal der versierteste NLP-Coach – aber einen Coachee dabei unterstützen, die Erinnerung an die Vergangenheit zu verarbeiten, das können Coaches bestens. Damit haben Modelle, die aus der Schule des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) stammen – wie beispielsweise „Change history“ – den richtigen Titel. Denn die Erinnerung an etwas Vergangenes zu verändern, ist für den Betroffenen, der ein Geschehen bisher nicht verarbeiten konnte, fast genauso wichtig, als sei es nie so passiert.
Der Weg zur Veränderung
Der Weg zum Verarbeiten von Vergangenem, zum Verändern der Erinnerung führt über die Veränderung der Eindrücke, die etwas in einem Menschen hinterlassen hat. Damit ist das Thema erneut – und als Abschluss dieser Reihe zum letzten Mal – bei den sinnvollen Sinnen(Sinnvolle Sinne I – Wahrnehmungsfilter, Sinnvolle Sinne II – VAKOG). Diese sind Wahrnehmungsfilter, mit denen wir die Welt um uns herum erleben.
Die Welt ist – so die NLP-Nomenklatur – sinnesspezifisch in uns repräsentiert und zwar nach dem Muster VAKOG (visuell/Sehen; auditiv/Hören; kinästhetisch/ Fühlen bzw. Spüren; olfaktorisch/Riechen; gustatorisch/Schmecken). Coaches können sehen, hören, mit ihrer eigenen Wahrnehmung umfassend erleben, welches Repräsentationssystem bei einem Coachee vorrangig ist bzw. unter Verwendung welches Sinnes sich dieser gerade erinnert oder eine Information verarbeitet.
Die Veränderung der Erinnerung
In einem nächsten Schritt – und da beginnt schon die Veränderungsarbeit an der Erinnerung, an der Vergangenheit – fokussieren Coaches die sinnesspezifische Dimension eines Eindruckes. Beispielsweise erinnern wir den tollen Urlaub mit einem strahlend blauen Himmel, mit einem lauten Meeresrauschen, mit einem wohligen Schaudern einer kühlen Brise.
Genauso präsent kann ein negatives Erlebnis auch lange Zeit später noch die Erinnerung prägen. Werden wir Zeuge eines Unfalles und können das Erlebnis nicht verarbeiten, dann hören wir die Schreie der Verletzten noch so laut wie am Unfallort selbst oder gar lauter. Das Blut eines Verletzten ist rot wie in den schlechtesten Dracula-Filmen Hollywoods, uns wird bei der Erinnerung so kalt wie an jenem regnerischen Dezemberabend auf der Autobahn selbst.
Submodalitäten
NLP nennt diese Dimensionen Submodalitäten. Sie geben den Repräsentationssystemen VAKOG – vor allem den drei Hauptsystemen VAK – Tiefenstruktur, mit der Coach und Coachee arbeiten können. Submodalitäten sind zum Beispiel:
1. Visuell
a. Hell/dunkel, groß/klein, farbig/schwarz-weiß, Film/Bild
b. Nah/entfernt, assoziiert/dissoziiert, rechts oben/links unten etc., 3D/flach
c. Mit Rahmen/Gesichtsfeld füllend, hoch und schmal/flach und breit
2. Auditiv
a. Laut/leise, schnell/langsam, hoch/tief, rhythmisch/a-rhythmisch
b. Harmonisch/dissonant, nah/fern, durchgängig/mit Pausen
c. Sprache/Gesang, klar/verschwommen
d. Spreche ich/sprechen andere
3. Kinästhetisch
a. Kalt/heiß, Bewegung/Stillstand, liegend/sitzend
b. Hautempfindungen/innere Empfindungen/Emotionen
4. Olfaktorische bzw. gustatorische Submodalitäten
sind selten vorrangig – ebenso wie die korrespondierenden Repräsentationssysteme. Sind sie es doch, kann der Coach sie ausblenden (wie zum Beispiel den Geruch von Reifen nach einer Vollbremsung bei einem Unfall) oder hinzunehmen lassen, wenn der Coachee beispielweise positive Erinnerungen an ein leckeres Essen knüpft.
Genau wie jeder Mensch einen Lieblingssinn hat bzw. ein Repräsentationssystem vorrangig ist, hat dieser auch Eindrucks-Dimensionen, auf die er besonders gut anspricht, die so genannte kritische Submodalität. Wendet der Coachee diese unter Anleitung des Coaches bei einer negativen Erinnerung an, kann diese sehr schnell an Emotionalität verlieren. Die Basis für ein weiteres Arbeiten mit dem Geschehen ist gelegt. Genauso kann sie angewendet werden, um positive Erlebnisse intensiv zu verankern – zum Beispiel beim „Moment of Excellence“.
Praxisanwendung
In der Praxis lässt ein Coach seinen Klienten ein Erlebnis erinnern und (innerlich) beschreiben: „Was sehen Sie?“, „Was hören Sie?“ etc. pp. Anschließend verändert der Coachee angeleitet die Erinnerung entlang verschiedener Submodalitäten. Der Coach beobachtet die Physiologie, mit der Frage, welche Submodalität das Erlebnis verstärkt, welche es abschwächt. Aufforderungen sind beispielweise „Machen Sie das Bild farbig, schwarz-weiß, heller, dunkler“, „Drehen Sie mal den Ton leiser, hören Sie genauer hin, verändern Sie den Rhythmus, sagen Sie mal selbst etwas“ etc. pp.
Die Assoziierung bzw. Dissoziierung in einer Erinnerung ist eine häufig anzutreffende kritische Submodalität, auch Farbe/Schwarz-Weiß, hell/dunkel, laut/leise sind wichtig. Erstere bedeutet, Teil einer Erinnerung zu sein oder eben nicht. Den Unfallzeugen, der in seiner Erinnerung immer noch zitternd und aufgelöst am Unfallort steht, wird der Coach schnellstmöglich dissoziieren, ihn bitten, sich selbst und das Unfallgeschehen als Beobachter von außen zu betrachten. Wer gerne frühmorgendlich joggen will und sich selbst durch den Wald laufen sieht, den holt der Coach ins Bild, assoziiert ihn mit sich selbst, damit dieser den weichen Waldboden spürt, die frischen Bäume riecht, den rhythmischen Schritt und den Flow spürt.
Kein Mensch leidet an der Vergangenheit, denn diese ist vergangen. Menschen leiden an den Folgen. Sind diese mental und damit gespeicherte Sinneseindrücke, so lässt sich mit ihnen arbeiten, lässt sich Erinnerung verändern. Wollen Sie auch mal die Vergangenheit verändern? Bei der Coachingausbildung-Akademie lernen Sie es.
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